Filmrezi: „Room 237“ (2012, Doku zu „The Shining“)

Sorry, aber „Room 237“ ist ziemlicher Murks. Bei Filmen, die auf der DVD-Hülle mit „mind-blowing“ oder „…absolute must-see“ beworben werden, ist von vornherein Vorsicht angebracht. So auch hier. Die Doku von Regisseur Rodney Ascher zerfasert einfach in zu viele, teils plausible, teils aber eben nur halbplausible, mitunter fast manisch wirkende Versuche, der Story hinter der Story von „The Shining“ und den Intentionen bzw. tieferen Ebenen der Stephen-King-Adaption von Stanley Kubrick auf die Schliche zu kommen. Dennoch: Respekt für den Versuch!

Interessant ist das Werk immerhin durch seine detailreiche Entblößung des „Overlook Hotels“ als irrealer Schauplatz bzw. künstliches Setting jenseits der Realität, als ein Unort. Insofern kann sich „Room 237“ durchaus als ein eye opener für Shining-Einsteiger oder auch -Freaks erweisen, denen die spatial anomalies (das „unmögliche“ Fenster in Ullmans Büro; der „Gold Room“, der keinen Platz in der beengten Gebirgsresidenz hätte; Objekte/Möbel im Hintergrund, die verschwinden, Szenen später aber wieder sichtbar sind; strikte Rechtwinkligkeit in einem Gebäude mit Y- oder sternförmigem Grundriss usw.) noch nicht 100% bewusst geworden sind.

Warum Ascher allerdings mit Jay Weidner einen Anhänger der Die-Mondlandung-war-ein-Fake-Theorien so ausführlich zu Wort kommen lässt, muss wohl ein Geheimnis bleiben. Laut Weidner legte Kubrick mit „The Shining“ das Geständnis ab, die Mondlandung von Apollo 11 im Studio gedreht zu haben. Die Beweise scheinen „erdrückend“: Die Entfernung Mond-Erde beträgt im Mittel 237.000 Meilen; die Buchstaben auf dem roten Schlüsselanhänger von Zimmer 237 lassen sich zu „MOON“ kombinieren („ROOM No 237“) usw.

Einigen der auch auf „Room 237“ vertretenen Shining-Freaks sollte man außerdem dringend raten, beim Betrachten des Fimklassikers mal den Finger vom Pause- bzw. Standbild-Knopf der Fernbedienung zu nehmen. Jemand zählt 42 Autos auf dem Parkplatz des Overlook Hotels am „Closing Day“ (Snowcat nicht mitgezählt!). Was fällt uns zur Zahl 42 ein? Am 20. Januar 1942 fand in Berlin die Wannseekonferenz statt, auf der bekanntlich der Holocaust beschlossen wurde. Und 2 mal 3 mal 7 macht: 42. Chefkoch Dick Halloran fährt einen Wagen mit der Zahl 42 im Nummernschild. Doch bezieht sich 42 tatsächlich auf 1942 oder vielmehr 42 auf 2x3x7?

Spannender ist da schon der Ansatz von Bill Blakemore, der „The Shining“ als Thematisierung der Folgen der Indianerkriege interpretiert (Kenner wissen: Bei King sollte das Thema später auch in „Pet Sematary“ eine Rolle spielen). Diese Idee könnte vielleicht auch das in den Visionen Dannys aus den Aufzugschächten quellende Blut erklären, das – dies liegt nahe – aus den Gräbern der Indianer an die Oberfläche dringt (wir erfahren ja von Ullman: Das Hotel wurde erstens auf einer Indianergrabstätte errichtet; zweitens wurde das Gelände zum Schlachtfeld, als die Indianer sich ihren heiligen Boden zurückholen wollten – vergeblich).

Ein echter Partykracher auf „Room 237“ ist natürlich Ullmans symbolischer Riesenschwanz, der im Moment des Handschlags mit Jack Torrance durch ein dunkles Objekt bzw. einen Stapel Papier in der Ablage auf seinem Schreibtisch gebildet wird.

Übrigens: Auf Zimmer 237 gibt’s kein Klopapier. Wer hat’s gemerkt?

-MR

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