Der Fall „Isdal Woman“ – der Geheim-Code und offene Fragen

Endlich steht der Original-Code der sogenannten Isdal Woman als unveränderter Scan zur Verfügung – gedankt sei dem norwegischen Online-Magazin NRK, das den ganzen Fall seit diesem Jahr im Rahmen eines spannend klingenden Rechercheprojekts neu aufrollen (und hoffentlich mittels einer bereits gestarteten DNA-Untersuchung lösen) will. Daher an dieser Stelle einige kurze Anmerkungen, spontane Ideen und offene Fragen zu den spärlichen schriftlichen Hinterlassenschaften der mysteriösen Isdal-Frau. 1. Code ohne Codierung? Man kann sich in der Tat fragen, ob die in den Koffern gefundenen Aufzeichnungen strenggenommen überhaupt als Code gelten können – denn es gibt ja eigentlich keine Verschlüsselung, die den „Klartext“ in eine chiffrierte, ggf. umständlich zu entschlüsselnde Zahlen-Buchstaben-Folge überträgt. Wenn in den Notizen zum Beispiel der Buchstabe B angegeben wird, steht dieser bloß

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Der Fall Josef Klatzka
und seine Merkwürdigkeiten

Die auffälligste Besonderheit des Falls Josef Klatzka ist die Diskrepanz zwischen der Kaltschnäuzigkeit und Professionalität der Täter und der – soweit die Hintergründe bekannt sind – relativen Bedeutungslosigkeit des Mordopfers wie auch des geraubten Vermögens. Einige mögliche Denkanstöße und offene Fragen im Überblick: 1. Der Vertrauensfaktor. Rund zwei Stunden hielt sich nach den Informationen aus Aktenzeichen XY der mutmaßliche (Mit-)Täter mit dem Alias „Heinz Schastock“ (vielleicht auch „Szastok“?) am Abend des 4. April 1970 in der Herforder Wohnung Klatzkas auf, wobei die Männer die Details der geplanten Reise miteinander besprochen haben sollen (zwei Stunden lang – und was sonst noch?). Eine sehr lange Zeit, die der ebenfalls anwesenden Frau Klatzka reichlich Gelegenheit gegeben haben muss, sich Aussehen, Gewohnheiten, Dialekt sowie weitere persönliche

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Einige offene Fragen zum Fall Peter Bergmann, Sligo 2009

1. Herkunft/Wohnort usw. Beim Einchecken im City Hotel in Sligo am 12. Juni soll sich der Unbekannte unter dem Namen Peter Bergmann, wohnhaft „Ainstettersn 15“ in „4472 Wien“, am Empfang eingetragen (und für die Übernachtungen vorab in Cash bezahlt) haben. Schnell wird klar: Weder gibt es eine Straße mit diesem Namen, noch eine solche Postleitzahl in Wien (diese sind zwar ebenfalls vierstellig, beginnen aber in der Donaumetropole sämtlich mit der Zahl 1) oder im übrigen Österreich. Das gilt übrigens auch, wenn man annimmt, Bergmann habe nicht 4472 geschrieben, sondern 4412, die dritte Ziffer sei aber wegen der Unterschiede der typischen kontinentalen zur britischen/irischen Schreibweise fälschlich für eine 7 gehalten worden – denn auch eine PLZ 4412 existiert in Österreich nicht; allerdings gibt

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NSU-Mordserie; warum ist die Ceska-Munition eigentlich nicht explodiert?

Frage an die Experten: Wie ist es eigentlich zu erklären, dass die in der Ceska 83 befindlichen Patronen (soweit wir wissen: eine im Patronenlager, 11 im Magazin) trotz der massiven Brandtemperaturen in der Zwickauer Wohnung nicht explodiert sind? Wie man verschiedenen öffentlich frei zugänglichen Online-Quellen bzw. Medienberichten zum NSU entnehmen kann, sollen die Griffschalen der Pistole durch die hohe Umgebungstemperatur ja teilweise angeschmolzen bzw. deformiert worden sein (was allerdings auf den Fotos der Tatwaffe auch wiederum nicht zweifelsfrei zu erkennen ist). Deren Material (mit einiger Sicherheit eine Hart-PVC-Mischung) hat einen durchschnittlichen Schmelzpunkt von über 180°C (Quelle: Wikipedia) – so heiß wäre es also demnach mindestens am Lagerort der Waffe gewesen. Verlässt man sich auf praktische ballistische Studien wie Gunshot Wounds – Practical

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Die Bombe von Düsseldorf-Wehrhahn … NSU oder Russenmafia oder wer?

Nicht ganz uninteressant, was Udo Schulze in seinem Buch „NSU. Was die Öffentlichkeit nicht wissen soll …“ von 2013 zum Bombenanschlag 2000 in Düsseldorf-Wehrhahn nebenbei erwähnt – nämlich, dass die beiden Phantombilder aus dem damaligen Fahndungsaufruf der Polizei im Netz „nicht mehr auffindbar“ sein sollen (Seite 101). Damals war der online veröffentlichte Aufruf der Polizei Düsseldorf (soweit rekonstruierbar) unter der URL http://www.polizei.nrw.de/duesseldorf/fahndung/sonstige_fahndung/wehrhahn.htm zu finden; die Betonung liegt auf war. Wann genau diese Seite von den Beamten offline genommen wurde, wäre unter Umständen interessant zu wissen. Mindestens bis zum 29. Oktober 2004 war der Aufruf jedenfalls noch im Internet verfügbar, wenn man den Daten aus archive.org trauen kann. Immerhin der Text ist überliefert; hier ein Link zum alten Fahndungsaufruf im Webarchiv – in dem es zur

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NSU-Mordserie; die mysteriöse Patrone am Tatort Hamburg

Vielleicht lassen sich der Verwirrung um die vom NSU benutzten Waffen und Munitionstypen noch einige skurrile Details hinzufügen. Wer sich das berüchtigte Paulchen-Panther-„Bekennervideo“ mal aufmerksam angeschaut hat, wird sich möglicherweise über die einzelne Patrone (oder Patronenhülse) gewundert haben, die ab Minute 8:08 ins Bild kommt. Die an dieser Stelle ins Video einkopierten Filmschnipselchen, die sich auf den dritten Mord der Serie, begangen am 27. Juni 2001 in Hamburg-Bahrenberg, beziehen, haben die Rechtsterroristen vermutlich einer Reportage im Regional- oder Privatfernsehen entnommen, genau zu erkennen ist dies nicht. Jedenfalls ist die Kamera des TV-Teams kurz auf das auf dem Bürgersteig liegende Objekt eingezoomt, so dass einige Einzelheiten erkennbar werden. Hier ein Screenshot aus dem Video (Quelle: YouTube):               Was fällt –

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Neues zum Fall YOGTZE (?)

Zum Fall YOGTZE fällt einem immer wieder etwas Neues ein. Wie wäre es hiermit: Ein alter Schimanski-Tatort aus dem Jahr 1982 liefert möglicherweise entscheidende Hinweise für die Aufklärung der merkwürdigen und letztlich tödlichen Irrfahrt von Günter Stoll in der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober 1984. Zunächst zum Hintergrund: In der zuerst am 12. Dezember 1982 ausgestrahlten Produktion des WDR (Tatort-Folge 143) ermitteln „Schimmi“ und Thanner im Umfeld einer Agentur aus Amsterdam, die Kinder aus Ostasien (mehr oder weniger unbürokratisch) an Adoptiveltern vermittelt – auch nach Deutschland, und dies gegen hierzulande geltendes Gesetz. Zuvor war eines der Kinder, bei dem Typhus als Todesursache diagnostiziert wird, nach improvisierter Bestattung in einem Korb treibend im Rhein bei Duisburg aufgefunden worden. Als Folge der Ermittlungen in

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Der Tote im Kornfeld: Ricky McCormick

Sein Vermächtnis sind zwei handbeschriebene Notizblätter mit Buchstaben- und Zahlenfolgen, von denen bis heute keiner so recht weiß, ob es sich wirklich um codierte Botschaften oder vielleicht doch nur um das Gekrakel eines delinquenten Analphabeten handelt. Nach Aussagen seiner Familie konnte der im Juni 1999 mutmaßlich ermordete RickyMcCormick aus St. Louis, Missouri, jedenfalls höchstens seinen eigenen Namen zu Papier bringen. Die Leiche des zum Todeszeitpunkt 41-jährigen entdeckte ein örtlicher Farmer wenige Tage nach dessen Verschwinden in einem Kornfeld in St. Charles County – einem berüchtigten „Leichenablageplatz“ örtlicher Schwerkrimineller. In den Hosentaschen des Toten fanden die Ermittler die beiden Zettel, die nach zwölf Jahren erfolgloser Ermittlungs- und Dechiffrierversuche schließlich im März 2011 als Scans auf der Website des FBI veröffentlicht wurden – verbunden

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YOGTZE revisited

Ein Mann hat Angst  – „unwahrscheinliche Angst“. Er ist sich sicher: „Die Nacht passiert noch was, was ganz fürchterliches“. Der von Todesängsten geplagte und in der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober 1984 unter mehr als mysteriösen Umständen Verstorbene heißt Günter Stoll. Der Siegerländer ist seit nunmehr fast 30 Jahren eine der Kultfiguren vieler Fans von Aktenzeichen XY Ungelöst, der TV-Sendung, die sich einem der skurrilsten Kriminalfälle der Achtziger in der Sendung vom 12. April 1985 in einem 15-minütigen Filmchen annahm – ohne aber letztlich viel Licht ins Dunkel zu bringen, trotz vieler Zuschauerhinweise. Zahllos die Threads in Internetforen, in denen die nächtlichen Vorkommnisse auf der A45 – vor allem unter Brummifahrern als Sauerlandlinie bekannt – zwischen Dillenburg und Hagen bis heute

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